Bericht 6h-Rennen Nürburgring 2008 (Vorsicht: Lang!!!)
Verfasst: 21 Jul 2008 15:24
Servuz!
Bin vergangenen Sonntag (20.7.) das 6h-Rennen vom Nürburgring gefahren.
Einige haben mich schon per Mail gefragt wie's gelaufen ist.
Das wichtigste vorab: wir sind heile durchgekommen.
Generell haben wir mit einigen Problemchen zu kämpfen gehabt.
Mein Teampartner Miro hatte Anfang Juni und Anfang Juli am Sachsenring je einen Motor seiner Ducati 996 SPS zerschossen, dann keinen Bock mehr gehabt einen aufzubauen und sich mal Geschwind eine ordentlich gepimpte Yamaha R1 gekauft.
Einen 2. Felgensatz gab es leider nicht dazu. Bei mir ist alles vorhanden.
Jetzt musste er im Qualifying mal schnell sein neues Motorrad testen und sich daran gewöhnen und zudem noch Zeiten fahren.
Klappte nicht so wie es sollte.
Bei mir ebenfalls nicht, ich bekam keine freie Runde zusammen. Zudem hatte ich im 2. Qualifying erst einen ordentlichen Rutscher hinten, ein paar runden später dann einen "Fast-Highsider" bei dem ich die Fuhre gerade noch halten konnte.
Musste dann das Qualifying abbrechen, nach einem "Fast-Highsider" folgt in aller Regel ein richtiger
Also noch schnell meinen Satz neuer Brückenstein-Slicks aufziehen lassen und dann ab in die Startaufstellung, war schon spät dran als die Reifen vom Montieren zurückkamen.
In der Aufstellungsrunde und den 2 Einführungrunden fuhr ich dann schnell die neuen Slicks an.
Der Start erfolgte im Le Mans Stil: der Fahrer sprintet von der Gegenüberliegenden Streckenseite zum Mopped, das solange der Teampartner hält.
Kaum spurtete ich los, bekam mein Oberkörper Schlagseite weil ein Stiefel von mir wegrutschte. Schon lag ich auf der Straße
superpeinlich 
Egal, aufstehen, weiter.
Die ersten Runden waren dann sehr verhalten und langsam, das Feld musste ich erstmal auseinanderziehen.
Irgendwann konnte man dann etwas mehr Gas geben. Komischerweise wurde mir nach etwa 30 min schlecht und ich bekam eine flaues Gefühl im Magen.
So ging der erste Turn im Trockenen vorbei, bis nach 50 min meine Tankleuchte blinkte, ich im Vorbeifahren dem Team an der Boxenmauer zuwinkte, das Zeichen zum Wechsel.
Dann ging mein Teampartner raus, ich hatte 50min Zeit zum erholen, das Team kümmerte sich um mich und meine Maschine.
Nach etwa 45-50 min kam auf einmal mein Teampartner rein ohne dass er Zeichen gab, keiner war drauf vorbereitet.
Ich also schnell vom Stuhl runter, Helm auf, Handschuhe an, in der zwischenzeit machte das Team die Reifenwärmer runter und holte die Maschine von den Ständern und wechselte den Transponder. Dann rauf auf die Mutti und ab die Lucy.
Bei mir und meinem Teampartner geht normalerweise eine Warnlampe an sobald der Tank leer wird, in dem Fall hat sie nicht getan und in Kurven ruckelte sie bereits, er hatte es glücklicherweise gerade noch an die Box geschafft, deshalb der unangekündigte Stop.
In dem Turn konnte ich dann etwas flinker fahren, richtig schnell wollte ich nicht wirklich, sondern heile durchkommen und das Rennen als Training für die 8h in Oschersleben in 14 Tagen verwenden.
Nach nur 20min wurde mir wieder schlecht, egal, wieder nur den Tank leerfahren und gut.
Dann bekam ich dieses Mal von der Box das Zeichen dass ich reinkommen sollte, Zeichen bestätigen und raus.
Mittlerweile zogen dunkle Wolken über die Strecke, mein Teampartner wollte noch ein paar Runden drehen und in der Box sollte solange meine Maschine auf Regenreifen umgerüstet werden.
Ich entschied aber anders, und als Fahrer hört das Team darauf was der Fahrer sagt.
Meiner Meinung nach waren die Wolken sie ich beim Fahren über der Strecke gesehen habe noch nicht "reif" für Regen.
Ich sagte, die Slicks sollten drauf bleiben und die Reifenwärmer drüber.
In der Zwischenzeit ließ ich mir eine Luftmatratze aufblasen und legte mich kurz auf der hin, in der Hoffnung dass meine Übelkeit dadurch verfliegt.
Plötzlich kam mein Teampartner ein und schrie: "Hinten regnet es, ich musste raus! Warum ist die Maschine noch nicht auf Regen umgerüstet?"
Mir ging nur "Oh Shit" durch den Kopf, sofort rüstete das Teammeine Maschine auf Regenpellen um.
Zu allem gab es noch Probleme mit der hinteren Felge, die wollte nicht sofort rein so wie sie sollte.
So verloren wir etwa 10-15 min.
Sorry Jungs, diese Fehlentscheidung geht ganz allein auf mein Konto
In der Zwischenzeit bin ich natürlich in die Regenklamotten gesprungen und machte mich fertig.
War gerade mal 20min vergangen seit meinem letzten Einsatz, also nicht wirklich Erholung gehabt, auf der Luma lag ich gerade mal 2 min.
Also raus in den Regen, erstmal die Reifen antesten wie die mit der Strecke klarkommen.
Ging ganz gut, ich orientierte mich an anderen Fahrern und klemmte mich bei ein paar hinten dran und fuhr so meine Runden.
Mit der Zeit wurde mir immer übler, Runde für Runde wurde es schlimmer.
Irgendwann merkte ich, ohohoh, jetzt will was raus
Eine halbe Runde bis zur Box habe ich noch, das schaffst Du
Pustekuchen, die letzte Schikane vor der Boxeneinfahrt hat mir den Rest gegeben, ich musste kotzen, jetzt und hier und sofort
Anhalten ist nicht drin, kotzt halt währen dem Fahren.
Und schon sprudelte es aus mir heraus in meinen Helm und die Regenkombi runter über den Tank.
Zum Glück war es nicht mehr weit bis in die Box und ich konnte so lange die Luft anhalten.
Mann, schauten die anderen verdutzt
Ich bin erstmal abgestiegen, Helm abgezogen, ab auf die Toilette, das Gesicht auswaschen und den Mund, die Kombi etwas abspülen, das Team spülte solange etwas über's Mopped.
Dann bin ich in den Ersatzhelm gestiegen und wieder auf die Maschine gesprungen.
Alle anderen schauten weiter verdutzt und dachten wohl, das war unser Ende.
Bei mir war aber endlich draußen was raus wollte und direkt nach dem kotzen ging's meinem Magen auch wieder etwas besser.
Nix wie weiterzynden, ich kenne nix anderes, solange ich fahren kann, fahre ich
Meinem Teampartner ging's in der Zwischenzeit nicht besser, auch der musste mal kurz in die Toilette und was von sich geben, wenigstens ist ihm das nicht im Sattel passiert so wie mir
Wir hatten am Vorabend wohl was Schlechtes gegrillt, meinem Teampartner war schleicht, mir auch.
Ich hatte endlich meinen Lieblingshelm auf, ein freies sauberes Visier und endlich mal etwas Sicht, bei dem anderen Helm beschlug das Visier ständig.
Also konnte ich im Regen ordentlich fahren, meine Runden abspulen. Ich blieb immer auf der sicheren Seite, bloß keinen Sturz Riskieren, immer ein paar anderen im "Wohlfühltempo" hinterher, das Rennen geht ja noch ein paar Stunden.
Ich wurde gelegentlich mal überholt, auch ich überholte gelegentlich mal. Gefühlt waren keine 20 Teilnehmer mehr auf der Strecke, wenn ich durchhalte sollte wohl eine anständige Platzierung in der ersten Hälfte rausspringen.
Nach etwa 30-40 min musste ich wieder raus, meine Brille und mein Visier beschlugen wieder zu sehr.
Ich ließ die Maschine auftanken, meinen Krempel reinigen und weiter ging's. Mein Teampartner musste mir abwinken, er konnte nicht mehr fahren.
So ging's die nächsten 1,5 Stunden weiter, 2 weitere Boxenstopps waren nötig um immer etwas Sprit zu fassen und meine Brille und Visier beschlugen im Laufe von etwa 45 min zu sehr zu. Irgendwann hält das eben das beste "Antibeschlag-Visier-Zeugs" nicht mehr aus und beschlägt doch.
Macht nix, mal kurz 2 min Pause, kurz was trinken und weiter. Während man in der Box stand konnte man doch sehen, dass noch ganz schön viele Teams unterwegs sind, etwa 60 von 75 bekam ich mittlerweile vom Team gesagt. Unterwegs hat man davon nicht allzuviel mitbekommen.
Gegen 16:30Uhr (noch etwa 1,5h zu fahren) ließen dann aber auch meine Kräfte nach, ich hatte immer mehr mühen die Kupplung beim Runterschalten zu ziehen, rauf fuhr ich schon längere Zeit ohne zu kuppeln. Dann kamen Rückenschmerzen vom Runterbücken hinter die Scheibe bei den geradeaus-Passagen und Aufrichten beim Bremsen hinzu. Irgendwann ließ ich das Kuppeln vollständig bleiben und trat die Gänge nur noch so rein, egal ob rauf oder unter, scheiß drauf, das Mopped ist neu, das muss das ab können, wird schon nix auseinanderfliegen, Anti-Hopping hat sie ja auch.
Dann ließen noch die weiteren Kräfte nach, Hang-Off wurde immer schwerer, einige Stellen fuhr ich nur noch im "Gentleman-Style".
Der letzte Boxenstopp war um 17:20 Uhr, auftanken, Helm und Brille reinigen, dann weiter. Alle in der Box schauten nur noch erstaunt, auch die anderen beiden Teams die sich mit uns die Box teilten. Mir tat mittlerweile alles weh, ich konnte in den Boxen gerade noch in den Leerlauf kuppeln, bzw. beim losfahren den ersten Gang auskuppeln, der Rest war komplett ohne, die linke Hand war nur noch zum festhalten gut. Zum Glück konnte ich mit der rechten noch halbwegs Gas geben und Bremsen, obwohl Vollgas und somit starkes Abwinkeln zunehmend auch immer schwieriger wurde.
Aber egal, nur noch heile rumrollen, dem Rest des Feldes nicht unnötig im Weg rumstehen, einfach auf ankommen fahren, nach dieser Tortur will ich die schwarz-weis karierte Flagge sehen
Oder soll all der Kampf mit meinem Körper etwa für die Katz gewesen sein? Nix gibt's, beißen, durchhalten 
Um mich abzulenken von den Schmerzen dachte ich über jeden Vorgang richtig nach, jetzt Bremsen, leicht abwinkeln, Bremse langsam kommen lassen, Bremse voll auf, Maschine abklappen lassen, Blick Richtung Kuvenausgang, sobald der Kurvenausgang sichtbar ist, Gas anlegen, aufrichten, Stoff so gut es geht. So dachte ich jede Kurve zurecht, mache ich sonst nie, Knalle einfach durch die Gegend.
So verging der letzte Turn diesmal richtig schnell, auf einmal sah ich auf der Start-Ziel-Geraden wie auf einmal alles voller Zuschauer war und alle am Gitter hingen.
Dann nochmal eine Runde rum und tatsächlich, diesmal Stand ein Mann auf der Strecke und schwenkte wirklich die heiss begehrte Fahne
Schon etwa 100m bevor ich an dem vorbei war nahm ich das Tempo raus und winkte den Leuten auf den Boxenmauern die an den Gittern hingen zu.
In der Auslaufrunde war ich echt happy, ich hatte unser Team durch das Rennen gebracht, alles hat sich gelohnt, Planung, Vorbereitung, Besorgungen, Reifenkauf, etc.
Ich winkte jedem Streckenposten zu als Dankeschön für ihre Arbeit, ihre Bereitschaft uns im Fall der Fälle zu helfen, alle winkten fleißig zurück. Die anderen Fahrer taten es auch, ist aber wirklich selbstverständlich.
In der Box angekommen, zog ich ein letztes mal voller Schmerz die Kupplung, steppte den Leerlauf rein, dann Fuss runter, mal sehen ob ich umfalle. Konnte mich aber halten, klappte den Seitenständer runter und ließ mich auf die Seite ab. Absteigen konnte ich erstmal noch nicht. Freundlich kam mir ein junge Frau entgegengesprungen, gratulierte mir erstmal und wollte mir einen Bescher Sekt reichen.
Ich nahm meine letzte Kraft zusammen, zog mir die Handschuhe und den Helm aus und dann musste der Sekt auch runter.
In der Zwischenzeit kam mein Team vorbei und die halfen mir vom Motorrad. Nach ein paar Minuten ging's dann auch halbwegs, stehen, laufen usw. ging dann auch wieder.
Der Rest ist schnell erzählt, Siegerehrung noch angeschaut, dann Mopped in die Box gebracht, mal halbwegs zu Kräften kommen, dann dem Team helfen den Krempel in den Sprinter zu packen und ab nach Hause.
Von 74 Startern sind wir glaub auf Platz 50 eingelaufen, wenn wir beide fit gewesen wären, alles sauber gelaufen wäre, hätten wir bestimmt einen Platz in der ersten Hälfte des Feldes ergattert, aber immerhin sind wir heile durchgekommen, haben das Ziel erreicht und weitere Langstrecken-Erfahrung gesammelt.
Die Veranstaltung selber war echt Top organisiert, wenig Stürze gehabt, alles verlief äußerst professionell und doch total locker, gehört auf jeden Fall in den nächsten Kalender übernommen
Mein ganzer Dank geht an meinen Teamkollegen, dem Boxenteam und allen weiteren Helfern die zum Gelingen dieses Zyndfestes beigetragen haben
Insbesondere geht der Dank auch an meinen Freund Robert Kerres, für den ich eigentlich nur als Ersatzfahrer wegen seines Sturzes am Hockenheimring eingesprungen bin, eigentlich hätte er an meiner Stelle fahren und an diesem Zyndfest teilnehmen sollen, ich hoffe ich habe Dich würdig vertreten
Glückwunsch allen die durchgekommen sind und dem Podium natürlich ganz besonders
Näxtest Jahr wische ich mit euch das Podium auf
Grüße Sascha
Bin vergangenen Sonntag (20.7.) das 6h-Rennen vom Nürburgring gefahren.
Einige haben mich schon per Mail gefragt wie's gelaufen ist.
Das wichtigste vorab: wir sind heile durchgekommen.
Generell haben wir mit einigen Problemchen zu kämpfen gehabt.
Mein Teampartner Miro hatte Anfang Juni und Anfang Juli am Sachsenring je einen Motor seiner Ducati 996 SPS zerschossen, dann keinen Bock mehr gehabt einen aufzubauen und sich mal Geschwind eine ordentlich gepimpte Yamaha R1 gekauft.
Einen 2. Felgensatz gab es leider nicht dazu. Bei mir ist alles vorhanden.
Jetzt musste er im Qualifying mal schnell sein neues Motorrad testen und sich daran gewöhnen und zudem noch Zeiten fahren.
Klappte nicht so wie es sollte.
Bei mir ebenfalls nicht, ich bekam keine freie Runde zusammen. Zudem hatte ich im 2. Qualifying erst einen ordentlichen Rutscher hinten, ein paar runden später dann einen "Fast-Highsider" bei dem ich die Fuhre gerade noch halten konnte.
Musste dann das Qualifying abbrechen, nach einem "Fast-Highsider" folgt in aller Regel ein richtiger

Also noch schnell meinen Satz neuer Brückenstein-Slicks aufziehen lassen und dann ab in die Startaufstellung, war schon spät dran als die Reifen vom Montieren zurückkamen.
In der Aufstellungsrunde und den 2 Einführungrunden fuhr ich dann schnell die neuen Slicks an.
Der Start erfolgte im Le Mans Stil: der Fahrer sprintet von der Gegenüberliegenden Streckenseite zum Mopped, das solange der Teampartner hält.
Kaum spurtete ich los, bekam mein Oberkörper Schlagseite weil ein Stiefel von mir wegrutschte. Schon lag ich auf der Straße


Egal, aufstehen, weiter.
Die ersten Runden waren dann sehr verhalten und langsam, das Feld musste ich erstmal auseinanderziehen.
Irgendwann konnte man dann etwas mehr Gas geben. Komischerweise wurde mir nach etwa 30 min schlecht und ich bekam eine flaues Gefühl im Magen.
So ging der erste Turn im Trockenen vorbei, bis nach 50 min meine Tankleuchte blinkte, ich im Vorbeifahren dem Team an der Boxenmauer zuwinkte, das Zeichen zum Wechsel.
Dann ging mein Teampartner raus, ich hatte 50min Zeit zum erholen, das Team kümmerte sich um mich und meine Maschine.
Nach etwa 45-50 min kam auf einmal mein Teampartner rein ohne dass er Zeichen gab, keiner war drauf vorbereitet.
Ich also schnell vom Stuhl runter, Helm auf, Handschuhe an, in der zwischenzeit machte das Team die Reifenwärmer runter und holte die Maschine von den Ständern und wechselte den Transponder. Dann rauf auf die Mutti und ab die Lucy.
Bei mir und meinem Teampartner geht normalerweise eine Warnlampe an sobald der Tank leer wird, in dem Fall hat sie nicht getan und in Kurven ruckelte sie bereits, er hatte es glücklicherweise gerade noch an die Box geschafft, deshalb der unangekündigte Stop.
In dem Turn konnte ich dann etwas flinker fahren, richtig schnell wollte ich nicht wirklich, sondern heile durchkommen und das Rennen als Training für die 8h in Oschersleben in 14 Tagen verwenden.
Nach nur 20min wurde mir wieder schlecht, egal, wieder nur den Tank leerfahren und gut.
Dann bekam ich dieses Mal von der Box das Zeichen dass ich reinkommen sollte, Zeichen bestätigen und raus.
Mittlerweile zogen dunkle Wolken über die Strecke, mein Teampartner wollte noch ein paar Runden drehen und in der Box sollte solange meine Maschine auf Regenreifen umgerüstet werden.
Ich entschied aber anders, und als Fahrer hört das Team darauf was der Fahrer sagt.
Meiner Meinung nach waren die Wolken sie ich beim Fahren über der Strecke gesehen habe noch nicht "reif" für Regen.
Ich sagte, die Slicks sollten drauf bleiben und die Reifenwärmer drüber.
In der Zwischenzeit ließ ich mir eine Luftmatratze aufblasen und legte mich kurz auf der hin, in der Hoffnung dass meine Übelkeit dadurch verfliegt.
Plötzlich kam mein Teampartner ein und schrie: "Hinten regnet es, ich musste raus! Warum ist die Maschine noch nicht auf Regen umgerüstet?"
Mir ging nur "Oh Shit" durch den Kopf, sofort rüstete das Teammeine Maschine auf Regenpellen um.
Zu allem gab es noch Probleme mit der hinteren Felge, die wollte nicht sofort rein so wie sie sollte.
So verloren wir etwa 10-15 min.
Sorry Jungs, diese Fehlentscheidung geht ganz allein auf mein Konto

In der Zwischenzeit bin ich natürlich in die Regenklamotten gesprungen und machte mich fertig.
War gerade mal 20min vergangen seit meinem letzten Einsatz, also nicht wirklich Erholung gehabt, auf der Luma lag ich gerade mal 2 min.
Also raus in den Regen, erstmal die Reifen antesten wie die mit der Strecke klarkommen.
Ging ganz gut, ich orientierte mich an anderen Fahrern und klemmte mich bei ein paar hinten dran und fuhr so meine Runden.
Mit der Zeit wurde mir immer übler, Runde für Runde wurde es schlimmer.
Irgendwann merkte ich, ohohoh, jetzt will was raus

Eine halbe Runde bis zur Box habe ich noch, das schaffst Du

Pustekuchen, die letzte Schikane vor der Boxeneinfahrt hat mir den Rest gegeben, ich musste kotzen, jetzt und hier und sofort

Anhalten ist nicht drin, kotzt halt währen dem Fahren.
Und schon sprudelte es aus mir heraus in meinen Helm und die Regenkombi runter über den Tank.
Zum Glück war es nicht mehr weit bis in die Box und ich konnte so lange die Luft anhalten.
Mann, schauten die anderen verdutzt

Ich bin erstmal abgestiegen, Helm abgezogen, ab auf die Toilette, das Gesicht auswaschen und den Mund, die Kombi etwas abspülen, das Team spülte solange etwas über's Mopped.
Dann bin ich in den Ersatzhelm gestiegen und wieder auf die Maschine gesprungen.
Alle anderen schauten weiter verdutzt und dachten wohl, das war unser Ende.
Bei mir war aber endlich draußen was raus wollte und direkt nach dem kotzen ging's meinem Magen auch wieder etwas besser.
Nix wie weiterzynden, ich kenne nix anderes, solange ich fahren kann, fahre ich

Meinem Teampartner ging's in der Zwischenzeit nicht besser, auch der musste mal kurz in die Toilette und was von sich geben, wenigstens ist ihm das nicht im Sattel passiert so wie mir

Wir hatten am Vorabend wohl was Schlechtes gegrillt, meinem Teampartner war schleicht, mir auch.
Ich hatte endlich meinen Lieblingshelm auf, ein freies sauberes Visier und endlich mal etwas Sicht, bei dem anderen Helm beschlug das Visier ständig.
Also konnte ich im Regen ordentlich fahren, meine Runden abspulen. Ich blieb immer auf der sicheren Seite, bloß keinen Sturz Riskieren, immer ein paar anderen im "Wohlfühltempo" hinterher, das Rennen geht ja noch ein paar Stunden.
Ich wurde gelegentlich mal überholt, auch ich überholte gelegentlich mal. Gefühlt waren keine 20 Teilnehmer mehr auf der Strecke, wenn ich durchhalte sollte wohl eine anständige Platzierung in der ersten Hälfte rausspringen.
Nach etwa 30-40 min musste ich wieder raus, meine Brille und mein Visier beschlugen wieder zu sehr.
Ich ließ die Maschine auftanken, meinen Krempel reinigen und weiter ging's. Mein Teampartner musste mir abwinken, er konnte nicht mehr fahren.
So ging's die nächsten 1,5 Stunden weiter, 2 weitere Boxenstopps waren nötig um immer etwas Sprit zu fassen und meine Brille und Visier beschlugen im Laufe von etwa 45 min zu sehr zu. Irgendwann hält das eben das beste "Antibeschlag-Visier-Zeugs" nicht mehr aus und beschlägt doch.
Macht nix, mal kurz 2 min Pause, kurz was trinken und weiter. Während man in der Box stand konnte man doch sehen, dass noch ganz schön viele Teams unterwegs sind, etwa 60 von 75 bekam ich mittlerweile vom Team gesagt. Unterwegs hat man davon nicht allzuviel mitbekommen.
Gegen 16:30Uhr (noch etwa 1,5h zu fahren) ließen dann aber auch meine Kräfte nach, ich hatte immer mehr mühen die Kupplung beim Runterschalten zu ziehen, rauf fuhr ich schon längere Zeit ohne zu kuppeln. Dann kamen Rückenschmerzen vom Runterbücken hinter die Scheibe bei den geradeaus-Passagen und Aufrichten beim Bremsen hinzu. Irgendwann ließ ich das Kuppeln vollständig bleiben und trat die Gänge nur noch so rein, egal ob rauf oder unter, scheiß drauf, das Mopped ist neu, das muss das ab können, wird schon nix auseinanderfliegen, Anti-Hopping hat sie ja auch.
Dann ließen noch die weiteren Kräfte nach, Hang-Off wurde immer schwerer, einige Stellen fuhr ich nur noch im "Gentleman-Style".
Der letzte Boxenstopp war um 17:20 Uhr, auftanken, Helm und Brille reinigen, dann weiter. Alle in der Box schauten nur noch erstaunt, auch die anderen beiden Teams die sich mit uns die Box teilten. Mir tat mittlerweile alles weh, ich konnte in den Boxen gerade noch in den Leerlauf kuppeln, bzw. beim losfahren den ersten Gang auskuppeln, der Rest war komplett ohne, die linke Hand war nur noch zum festhalten gut. Zum Glück konnte ich mit der rechten noch halbwegs Gas geben und Bremsen, obwohl Vollgas und somit starkes Abwinkeln zunehmend auch immer schwieriger wurde.
Aber egal, nur noch heile rumrollen, dem Rest des Feldes nicht unnötig im Weg rumstehen, einfach auf ankommen fahren, nach dieser Tortur will ich die schwarz-weis karierte Flagge sehen


Um mich abzulenken von den Schmerzen dachte ich über jeden Vorgang richtig nach, jetzt Bremsen, leicht abwinkeln, Bremse langsam kommen lassen, Bremse voll auf, Maschine abklappen lassen, Blick Richtung Kuvenausgang, sobald der Kurvenausgang sichtbar ist, Gas anlegen, aufrichten, Stoff so gut es geht. So dachte ich jede Kurve zurecht, mache ich sonst nie, Knalle einfach durch die Gegend.
So verging der letzte Turn diesmal richtig schnell, auf einmal sah ich auf der Start-Ziel-Geraden wie auf einmal alles voller Zuschauer war und alle am Gitter hingen.
Dann nochmal eine Runde rum und tatsächlich, diesmal Stand ein Mann auf der Strecke und schwenkte wirklich die heiss begehrte Fahne

Schon etwa 100m bevor ich an dem vorbei war nahm ich das Tempo raus und winkte den Leuten auf den Boxenmauern die an den Gittern hingen zu.
In der Auslaufrunde war ich echt happy, ich hatte unser Team durch das Rennen gebracht, alles hat sich gelohnt, Planung, Vorbereitung, Besorgungen, Reifenkauf, etc.
Ich winkte jedem Streckenposten zu als Dankeschön für ihre Arbeit, ihre Bereitschaft uns im Fall der Fälle zu helfen, alle winkten fleißig zurück. Die anderen Fahrer taten es auch, ist aber wirklich selbstverständlich.
In der Box angekommen, zog ich ein letztes mal voller Schmerz die Kupplung, steppte den Leerlauf rein, dann Fuss runter, mal sehen ob ich umfalle. Konnte mich aber halten, klappte den Seitenständer runter und ließ mich auf die Seite ab. Absteigen konnte ich erstmal noch nicht. Freundlich kam mir ein junge Frau entgegengesprungen, gratulierte mir erstmal und wollte mir einen Bescher Sekt reichen.
Ich nahm meine letzte Kraft zusammen, zog mir die Handschuhe und den Helm aus und dann musste der Sekt auch runter.
In der Zwischenzeit kam mein Team vorbei und die halfen mir vom Motorrad. Nach ein paar Minuten ging's dann auch halbwegs, stehen, laufen usw. ging dann auch wieder.
Der Rest ist schnell erzählt, Siegerehrung noch angeschaut, dann Mopped in die Box gebracht, mal halbwegs zu Kräften kommen, dann dem Team helfen den Krempel in den Sprinter zu packen und ab nach Hause.
Von 74 Startern sind wir glaub auf Platz 50 eingelaufen, wenn wir beide fit gewesen wären, alles sauber gelaufen wäre, hätten wir bestimmt einen Platz in der ersten Hälfte des Feldes ergattert, aber immerhin sind wir heile durchgekommen, haben das Ziel erreicht und weitere Langstrecken-Erfahrung gesammelt.
Die Veranstaltung selber war echt Top organisiert, wenig Stürze gehabt, alles verlief äußerst professionell und doch total locker, gehört auf jeden Fall in den nächsten Kalender übernommen

Mein ganzer Dank geht an meinen Teamkollegen, dem Boxenteam und allen weiteren Helfern die zum Gelingen dieses Zyndfestes beigetragen haben

Insbesondere geht der Dank auch an meinen Freund Robert Kerres, für den ich eigentlich nur als Ersatzfahrer wegen seines Sturzes am Hockenheimring eingesprungen bin, eigentlich hätte er an meiner Stelle fahren und an diesem Zyndfest teilnehmen sollen, ich hoffe ich habe Dich würdig vertreten

Glückwunsch allen die durchgekommen sind und dem Podium natürlich ganz besonders

Näxtest Jahr wische ich mit euch das Podium auf

Grüße Sascha